Bekämfpung und Entfernung der Nester der asiatischen Hornisse
Eigenschutz
Da die asiatische Hornisse über eine Stachellänge von 6mm verfügt, sind normale Imkeranzüge unzureichend. Es ist zwingend ein spezieller Schutzanzug (hier z.B. Marke Xorsa© oder Alternativ Supron1) nötig.
Bekämpfungmpfehlung: Nester sollten nicht allein bekämpft werden. Ein Nest in öffentlichem Raum sollte unbedingt weiträumig abgesperrt werden, insbesondere wenn die Gefahr besteht, dass ein Nest herunterfallen könnte. Ein Helfer kann mögliche Schaulustige fernhalten.
Sollte ein Nest an einer gefährlichen Stelle hängen oder sehr schwer zugänglich sein, sollte überdacht werden, ob der Einsatz gerechtfertig ist. Keine Gefahren eingehen.
Ausrüstung
Um Nester - insbesondere Sekundärnester - in Höhe bekämpfen zu können ist eine Teleskoplanze notwendig. Am Markt gibt es hierzu mittlerweile einige Anbieter, unser Favorit hier ist die "High-Mod" Version der Lanze von "Buzzbusters" aus Frankreich. Im Bild abgebildet: Kit zur Bekämpfung, bestehend aus:
- Teleskoplanze mit Schlauch
- "Birchmeier DR5"© Pulverzerstäuber
- Div. Kupplungen und Injektionsnadel
Weiterhin notwendig sind:
- Insektizid/Biozid
- Einweghandschuhe, Müllsack
- Werkzeug (Gabelschlüssel / "Engländer")
- Schutzanzug
- (optional) Fernglas
- (optional) Lasermessgerät zur Höhenbestimmung
- (optional) Akku-Kompressor
Insektizid
Kieselgur / Muschelkalk
Vorteile
- Natürlich, nicht giftig (dennoch sollten Stäube nicht eingeatmet werden)
- Wirkt aufgrund seiner porösen Struktur, die auf die VV u.a. austrocknend wirkt (Tracheen)
- Günstig (5kg ca. 15 Euro)
Nachteile
- Nicht anwendbar bei Regen/hoher Luftfeuchte (stark hygroskopisch, dann deutliche Wirkungsreduzierung)
- Wirkung stark verzögert, erst nach ca. 5-7 Tagen vollständig
- Erfolgsrate im Saarland nur 40-50%, daher meist Folgetermine nötig
Permas-D © (Permethrin)
Vorteile
- Wirkt in ca. 24 Stunden komplett, meist wesentlich schneller
- Zugelassen in Deutschland (BAUA Nr. N-45772)
- Zuverlässig (>95% Erfolgsquote), daher kaum Folgetermine
- Nicht giftig für Vögel (→ Fressen Larven toter Nester)
Nachteile
- Darf nicht in der Nähe von Bachläufen/Teichen verwendet werden (stark giftig für Wasserorganismen)
- Teuer, ca. 125 Euro für 5 kg. (Pro Nest sind ca. 125-250g nötig), bei 200g Durchschnitt ergeben sich Kosten von 5 Euro/Behandlung
Primärnester
Primärnester sollten nicht vor Mitte Mai entfernt werden. Wenn diese frühzeitig z.B. mittels Dochtglasmethode gefunden werden, sollten diese unbedingt nicht direkt entfernt werden. In der Anfangszeit des Nestbaus kommt es zur sogenannten Usurpation, d.h. Versuch der Nestübernahme. Hierbei versucht eine andere Königin das bereits angefangene Nest einer anderen zu übernehmen – ein Kampf auf Leben und Tod entbrennt. Hierdurch entsteht eine natürlich Dezimierung der Population – diese sollte genutzt werden. Erst nach dieser Zeit sollte das Primärnest samt Königin entfernt werden, bevor es zum Bau eines Sekundärnests kommt.
Primärnester können in der Regel einfach und ohne Gift bekämpft werden. Aufgrund der üblicherweise geringen Höhe (<2 Meter) kann das Nest direkt per Hand entfernt werden. Eine zu starke Gegenwehr ist aufgrund der geringeren Anzahl an Individuen nicht zu erwarten.
Tipp: Mittels Schutzanzug sich dem Nest nähern. Rasierschaum nutzen um das Flugloch temporär zu verschließen. Anschließend das Nest vorsichtig „abflücken“ oder freischneiden (Tipp: Draht außen zwischen Nest und Gebäude/Ast entlang ziehen) und in doppelter Plastiktüte oder Gefäß dicht verschließen. Dies dann in Gefriertruhe/-fach mindestens 48 Stunden lang einschließen.
Sekundärnester
Da Sekundärnester häufig sehr hoch (10-30 Meter) hängen, bietet sich hier die Bekämpfung mittels Teleskoplanze an.
Vor dem Einsatz der Teleskoplanze sollte man an einem gut verzweigten Baum vorher testen und sich mit dem Gerät vertraut machen. Bei Höhen ab ca. 15 Meter ist zwingend ein Ast auf ca. halber Höhe erforderlich, den man als Auflage nutzen kann. Dies kann z.B. eine Astgabelung sein. Daher ist es wichtig, sich den Baum vor dem Einsatz genau anzuschauen und zu planen. Die Lanze sollte so aufgebaut werden, dass man mit leichtem Winkel das Nest trifft. Ist das Nest getroffen, die Lanze nicht mehr zu stark bewegen (Fallgefahr des Nests). Mittel rasch applizieren (Hornissen starten Abwehrreaktion).
Achtung: Nach der Anwendung werden unmittelbar Exemplare aus dem Nest fallen, die direkten Kontakt mit dem Mittel hatten und bereits nahezu flugunfähig sind. Personen ohne Schutzanzug können gefährdet werden (z.B. in den Nacken fallen).
Die Lanze nicht stark verreißen, insbesondere bei hohen Höhen. Das Carbon ist zwar relativ flexibel und trotzdem bruchsicher aber auch hier bestehen Grenzen.
Vor dem Einsatz unbedingt auf Stromleitungen und Telefonleitungen etc. achten. Sollte die Lanze außer Kontrolle geraten, stellt dies eine Lebensgefahr dar (Carbon leitet hohe Spannungen).
Sollte ein Baum keine passende Auflagefläche in halber Höhe bieten, so kann auch eine Führung über einen benachbarten Baum probiert werden. Dies führt aber aufgrund der längeren Strecke zu höherem Bedarf an Länge/Erweiterungen für die Lanze.
Tipp: Vorher mit Lasermessgerät Höhe prüfen.
Projekt "gekochte Velutina"
Dieses Projekt entstand aufgrund des Wunsches, ein natürliches Mittel gegen die asiatische Hornisse einzusetzen, welches eine deutlich höhere Erfolgsquote als Kieselgur bietet. Der Zeitaufwand für die mehrfache Behandlung von Nestern ist nicht tolerierbar.
Aufgrund der Erkenntnis, dass die Vespa Velutina nur eine Temperatur von ca. 45,9 Grad Celsius toleriert, wurde überlegt mittels Heißdampf das Nest abzutöten. Hierzu gibt es bereits ein Projekt des französischen Pollinis Instituts [externer Link], welches dies erfolgreich getestet hat. Allerdings verwendet man dort ein selbst gebautes Gerät, welches an der Lanze befestigt und in das Nest eingeführt wird. Dies erschwert die Handhabung insbesondere bei hohen Höhen und zudem ist eine Zulassung fraglich (Eigenbau des elektrischen Heizgeräts).
Geräteaufbau:
Teflon Schlauch (da Temperatur >90 Grad dauerhaft nötig)
24V 100Wh LiFePo4 Akku
Inverter 24V→230V 5kW (Dauerleistung 2.5kW)
Dampferzeuger (für Dampfbügeleisen in der Industrie, EU Zulassung, Hergestellt in Italien)
Es werden nur geringe Mengen Wasser benötigt (1L Wasser = ca. 1630 Liter Dampf). Das Gerät besitzt einen isolierten Kessel und kann daher zu Hause vorgeheizt werden. Mit dem Akku sind rechnerisch 6 Einsätze hintereinander möglich. Ladezeit ca. 6 Stunden.
Vorteile:
- Kein Gift
- Keine wiederholte Anwendung nötig (in nahezu 95% der Fälle, daher Zeitersparnis)
- Keine Notwendigkeit das Nest zu entfernen (erledigen die Vögel innerhalb ca. 1 Woche)
- Günstig (Akkuladung 2kWh = ca. 60 Cent, Wasser <1 Cent)
- Von jedermann ohne besondere Vorkenntnisse oder Zulassung zu verwenden
- Geräte EU zugelassen
Nachteile:
- Mit 25kg relativ schwer (Akku/Inverter + Dampferzeuger), hier ist ein Trolley für längere Wege empfehlenswert
- Anschaffungskosten 1200 Euro (ca. 500 Euro Akku, 150 Euro Inverter, 350 Euro Dampferzeuger, 200 Euro Schlauch+Zugehör), dies kann sich aber bereits nach einer Saison amortisiert haben.
Das Projekt wurde im Winter 2023/2024 verwirklicht und wurde im Juni 2024 erstmals praktisch an Sekundärnestern mehrfach erfolgreich getestet. Es stellt derzeit die einzige Möglichkeit dar, Nester die an Teichen/Bachläufen sind effektiv zu bekämpfen, da dort kein Einsatz von Insektiziden gestattet ist. Zudem sind derartige Örtlichkeiten meist nicht mit Hubsteiger oder von der Feuerwehr befahrbar (Feuchtgebiet/Naturschutz), somit ist auch ein direkter Einsatz am Nest nicht möglich.
Projekt "gekochte Velutina" 2.0
Aufgrund unserer Erfahrungen mit dem bisherigen Heißdampfgerät haben wir bei sehr großen Sekundärnestern festgestellt, dass das Gerät hier an seine Grenzen kommt. Aufgrund dieser Tatsache haben wir im Oktober 2024 ein neues Gerät beschafft, welches deutlich leistungsfähiger als das bisherige Gerät ist. Insbesondere kann dieses Heißdampf bis 160 Grad erzeugen (mit bis zu 5 bar) und kann im laufenden Betrieb nachgefüllt werden (Tank ist drucklos). Ein weiterer Vorteil: Das Gerät ist "Made in Germany". Erste Bekämpfungen von sehr großen Sekundärnestern wurden bereits durchgeführt und die Ergebnisse sowie weitere Details werden hierzu an dieser Stelle in Kürze veröffentlicht.